Rørvik (Rörvik) – Tag 11 – Nærøysundet (Näröysundet) und singen at Bessaker

Leuchtturm unterwegs nach Rorvik

Oh meine Stimme! Beim ersten ‘good morning’ merke ich, dass ich spreche, als hätte ich eine durchzechte Nacht hinter mir. Einfach nicht reden hilft immer. Draussen wieder Kristallwetter, grad vor dem Sonnenaufgang ein Rundgang auf Deck 6. Ach, wie ich das vermissen werde – diese Aussicht, diese Rundgänge in der Früh.

Die Landschaft verändert sich, es hat jetzt wieder Bäume! Schären rundum, winzige Häuschen und grad tausend Träume. Die See ist ruhig, die ersten Liegestühle werden zur Sonne gerichtet und mit einem Mal ist da tatsächlich sowas wie Kreuzfahrtstimmung. Ist ja auch klar, die Temperatur ist bestimmt ein bisschen über null. Die Gespräche ranken sich um ‘been there, done that’, alle wollen noch etwas Spezielleres gesehen haben, nur der Mann aus Texas liegt ganz entspannt im Liegestuhl und ignoriert einfach alles um ihn herum. Wunderbar.

Es ist eine Leuchtturmgegend. Der Fjord wird enger, die Leuchtfeuer in jeder Grösse und Fasson. Wir kommen am Mittag in Rørvik an. Auch hier, wie in so vielen Häfen, ein prägnantes Kunsthaus direkt am Hafen. Die moderne Architektur in Norwegen ist einfach fantastisch. Auch die neue Kirche, zu der ich als Erstes hochgehe. Sie ist zweimal abgebrannt und wurde 2019 neu und spektakulär aus Beton und Glas gebaut. Ich erwische grad noch die Organistin und bekomme so ein kleines Privatkonzert. Ganz gut.

Die Möwen, die unten im Hafen auf den alten Holzhäusern nisten, sind durch das ganze Städtchen zu hören. Es sind hunderte, laut kreischend und somit auch der Soundtrack zum angrenzenden Kystmuseet Norweg. Ein Wahnsinnsbau! Und wenn ich mich nicht täusche, ist auch hier die Verkleidung in Titanplatten. Jedenfalls reflektiert die Fassade das Sonnenlicht wie ein Leuchtturm.

Zwischenstopp at Bessaker mit winken und singen

Weiter Richtung Molde durch den Nærøysundet. Aber das beste des Tages kam dann überraschend vom Kapitän: Ein wirklich kleiner Ort in den Schären namens Bessaker hat anscheinend eine enge Beziehung zu Hurtigruten, weshalb, wurde nicht ganz klar. Jedenfalls verkündete der Kapitän, dass er dort einen Stopp einlegen würde, um die Menschen dort zu grüssen. Die Bucht ist klein, der Hafen eng, 160 Menschen wohnen dort. Sehr abgelegen, das trifft es wohl am besten. Das ganze Dorf versammelte sich am Hafen, die Trollfjord segelte ganz langsam hinein, wenden ging nicht. Das Schiffshorn dröhnte 3mal zum Gruss, alle winkten, sowohl wir auf dem Schiff als auch jene im Hafen, es war ein klitzekleines Volksfest. Plötzlich begannen alle zu singen (lustigerweise daydream believer von den Monkeyes – es soll mich jetzt niemand fragen, weshalb), ein Chor von Hafen zu Schiff. Einmalig! Dieser Brauch ist anscheinend neu, denn nicht einmal die Crew wusste davon. Eine Geste von Hurtigruten für ein kleines Dorf in den Schären, so gut!

Draussen noch einmal Sonnenuntergang vom schönsten, der Himmel ein Verlauf von Rosa zu Lichtblau, das Wasser glänzendes Blaugrau. Schauen, einfach schauen.

Abend, unglaublich schön, auf dem Weg nach Molde

Ich bin müde, mein Hals kratzt, doch auch nur eine Sekunde dieser wunderschönen blauen Stunde ist keine Option.

Hinterlasse einen Kommentar